Ganz schön kalt ist es morgens in der Nxai Pan! Gerade mal 8°C zeigt das Thermometer und Lena hat die Mütze und den dicken Schal ausgepackt, um aus der Landyluke zu spinksen. Besonders groß ist unsere Erwartungshaltung nicht, als wir uns auf Pirschfahrt begeben. Zu bescheiden war unsere Ausbeute auf unserem Game Drive gestern Abend, als wir aus dem Okavangodelta angereist sind. Und auch heute Morgen lässt sich selbst am Scout Camp kein einziges Tier blicken. Auf der Weiterfahrt in Richtung Baobab Loop lugt dann aber doch plötzlich eine riesige Mähne aus dem Dickicht: erhaben und majestätisch stolziert ein imposantes Löwenmännchen vor uns über die Straße und bahnt sich seinen Weg über die Salzpfanne. Wir begleiten seine Exzellenz bis zum Wasserloch, wo er genüsslich seinen Durst stillt, ohne uns dabei auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
Dass kurze Zeit später ein zweites Löwenmännchen erscheint, freut uns umso mehr und wir verstehen nun auch, warum die Perlhühner hinter uns so hysterisch gackern. Die Nxai Pan Boys sind zwei echte Prachtexemplare mit schönen Mähnen, Föhnfrisur, riesigen Pranken und knapp 1,20 Meter Schulterhöhe. Ihre fetten Bäuche verraten, dass sie die „Saure-Gurken-Zeit“ in der Nxai Pan ganz gut überstehen. Anders als im Okavangodelta ist es nämlich in der Nxai Pan wahnsinnig trocken. Das Gebiet liegt so weit südlich von Maun, dass die Wassermassen des Okavango es nicht mehr erreichen. Das Wasserloch nahe der South Campsite ist deshalb die einzige Wasserstelle weit und breit, die jetzt im August noch Wasser hält. Die Landschaft ringsherum hat sich in eine staubtrockene Einöde verwandelt und die Grasflächen um die Pfannen sind bis auf die Grasnarbe abgefressen. Man sieht keine Tiermassen wie im Januar oder Februar, wenn sich hier zur Regenzeit Tausende von Zebras aufhalten sollen.
Gerade wegen der Trockenheit bietet das Wasserloch nahe der South Campsite aber Spektakel pur. Es lohnt sich, hier praktisch den ganzen Tag stehen zu bleiben, denn irgendwann kommt jedes Tier mal zum Trinken. Und so versuchen die Kudus, Gnus, Zebras und Giraffen vorsichtig die Momente zu nutzen, wenn das Wasserloch mal nicht von den Nxai Pan Boys blockiert wird. Riesige Elefantenbullen sind die einzigen Vertreter, vor denen die Löwenmännchen ehrfürchtig Platz machen und die Bullen in der Nxai Pan neigen dazu, besonders ausgiebig zu baden.
Die Nxai Pan ist Teil der Makgadikgadi Pans, die als die größten Salzpfannen der Erde gelten (siehe auch Sua Pan). Den 2658 km² großen Nxai Pan Nationalpark erreicht man über eine wahnsinnig tiefsandige Piste, auf der Allrad absolute Pflicht ist und auf der wir unseren Reifendruck bis auf 1,5 bar reduzieren. Auf der South Campsite, die von Xomae gemanagt wird (das Reservierungsbüro befindet sich in Maun in der Sir Seretse Khama Road) sind wir fast die einzigen Gäste.
Wir bereuen sehr, dass wir nur zwei Nächte in der schönen Nxai Pan bleiben. Aber leider neigt sich unsere Reise dem Ende entgegen… Wir verlassen Botswana in Kazungula, wo wir mit der Fähre über den Sambesi nach Sambia einreisen. Hier nehmen wir schweren Herzens Abschied von unserem Landy, den wir bei Nick Selby in Livingstone deponieren, ehe wir nach Hause fliegen. Es bleibt zu hoffen, dass unser treuer Gefährte nicht allzu lange auf uns warten muss. Wir träumen jedenfalls jetzt schon von der nächsten Afrikareise und spekulieren auf Weihnachten :-)…
Eine aktualisierte Fotogalerie zu Botswana findet Ihr hier.