Back home

Acht Tage spaeter fahren wir nach Zwischenstopps in Nordisrael und der Tuerkei in Italien von Bord. Spaetestens als uns an der Rezeption unseres ersten italienischen Campingplatzes ein Zeltplatz im FKK-Bereich angeboten wird, ist klar, dass wir wieder in Europa sind. Von Ravenna ist es quasi nur noch ein Katzensprung bis nach Hause… Als wir schliesslich nach ziemlich genau einem Jahr, 19 Laendern, gut 57.000 gefahrenen Kilometern und sieben platten Reifen das Ortsschild „Koeln“passieren, regnet es in Stroemen. So richtig koennen wir nicht fassen, dass es das nun war und waehrend wir uns auf Familie, Freunde, den Dom oder Karneval freuen, sind viele unserer Gedanken noch bei dem Erlebten…

Der Versuch eines Resumees:

Statistisch gesehen haben wir Afrika sozusagen anderthalb mal durchquert (Dar es Salaam – Kapstadt – Dar es Salaam – Kairo – Koeln) und dabei 5180 Liter Diesel verbraucht. Unsere Reise fuehrte uns durch 15 afrikanische, 1 asiatisches und 3 europaeische Laender, zweimal ueber den Aequator, zweimal ueber den Wendekreis des Steinbocks (Tropic of Capricorn) und einmal ueber den Wendekreis des Krebses (Tropic of Cancer). Der hoechste Punkt unserer Reise lag in den aethiopischen Simien Mountains auf gut 4200 Metern. Der suedlichste Punkt unserer Reise war das Kap der Guten Hoffnung in Suedafrika. Am heißesten war es mit 56 °C  in Kharima (Sudan), am kaeltesten mit gerade mal 2 °C  in Chenek (Aethiopien).

Wir hatten entgegen anders lautender Horrorgeschichten an keinem Grenzuebergang oder Polizeicheckpoint echte Schwierigkeiten. Man ist uns stets respektvoll und hoeflich entgegengetreten, auch wenn  uns wahrscheinlich dabei zu Gute kam, dass wir es selbst auch waren und keine Eile hatten. (Um es mit einem afrikanischen Sprichwort zu sagen: „Das Gras waechst nicht schneller, wenn man daran zieht!“) Der spektakulaerste Grenzuebertritt war sicherlich die Bootsfahrt inmitten hunderter betender Muslime ueber den Lake Nasser vom Sudan nach Aegypten, der anstrengendste sicherlich die Grenze im Sinai von Aegypten in den „Hochsicherheitstrakt Israel“. In Ruanda sind Plastiktueten nicht erlaubt und so war Frau Klemm außer sich vor Wut als die Grenzbeamten ihre auf Plastiktueten basierende Ordnung im Landy an der Grenze ruinierten ;-).

Wir werden oft gefragt, wo es am Schoensten war, was wahnsinnig schwer zu beantworten ist, da jedes Land seine Highlights hatte… Tansanias wilde Nationalparks Katavi oder Selous, Mana Pools in Simbabwe, die weiße Wueste oder Abu Simbel in Aegypten, die freundlichen Menschen im Sudan, der schoene Malawisee, das Gorillatrekking und die Nyiragongo-Besteigung im Kongo, Namibias Landschaften, die Ilha de Mosambique, die Lumangwe Falls in Sambia, Botswanas riesige Elefantenherden, der schneebedeckte Kilimanjaro, und, und, und…

Generell kann man sagen, dass es uns die afrikanische Natur eher angetan hat als die Staedte (Kapstadt mal ausgenommen), weshalb wir einen Grossteil unserer Reise „im Busch“ verbracht und hier ueberwiegend im Zelt genächtigt haben. Besonders schoene und wilde „Stellplaetze“ hatten wir im tansanischen Ruaha Nationalpark, im Linyantigebiet des botswanischen Chobe Nationalparks und an den sambischen Lumangwe Falls (direkt an der Fallkante).

An der Swahilikueste haben wir uns mehrfach den Luxus einer richtigen Unterkunft gegoennt und hatten mit den Paradise Beach Bungalows (Sansibar, Tansania) und dem Sand Island Beach Cottage (Tiwi, Kenia) die wohl schoensten Bleiben unserer Reise.
Die im wahrsten Sinne des Wortes „beschissenste“ Unterkunft war der Blue Nile Sailing Club in Khartoum (Sudan) und irgendwie war es typisch für Tobis Timing, sich hier bei 50 ° C und kaputter Klospuelung eine Diarrhoe einzufangen… Auch besonders schoen: das Sunrise Hotel in Dar es Salaam: von Sunrise keine Spur, da ohne Fenster, dafür aber mit Ratte im Huettchen und schließlich war man auch noch „fully booked“ und hat uns rausgeschmissen… tsss!

Zu den schönsten Begegnungen mit Einheimischen gehoerte sicherlich das Mittagessen mit Mande im Hinterzimmer seines Shops auf dem Markt in Dongola (Sudan), außerdem die Begegnung mit einer Frau vom Stamm der Hamer im Omo Valley (Aethiopien), die erst neugierig den Aufbau unseres Zeltes beaeugte, dann mit einem schallenden Lachen quittierte und schließlich ihre frisch geernteten Mangos gegen unsere Wasserkanister tauschte.

Zu keinem Zeitpunkt haben wir uns ernsthaft bedroht gefuehlt, trotz Militaerpraesenz im Kongo oder der Tatsache, dass die AK47 in weiten Teilen Kenias und Aethiopiens zur Grundausstattung gehoert. Die Gastfreundschaft, die wir in weiten Teilen des Kontinents, vor allem in Uganda, im Sudan und Südafrika (Marsha & Don!) erlebt haben, hat uns manchmal richtig beschaemt! Von der Art und Weise, mit der man sich vielerorts auf hemdsaermelige und optimistische Weise widrigsten Lebensumstaenden stellt, moechten wir uns gerne etwas abgucken.

Die schoensten Tiererlebnisse hatten wir in Katavi (Tansania) und ganz besonders auf unseren Walking Safaris in Mana Pools (Simbabwe), wo wir hautnah wilden Loewen und Elefanten gegenueberstanden bzw. -saßen. Ein emotionales Highlight war das Gorillatrekking im Kongo und hier ganz besonders neben einem wilden 220 Kilo schweren Bambus kauenden Silberruecken im Gras zu sitzen. Herzklopfen hatten wir bei einer Nashornattacke in der Masai Mara (Kenia), dem ersten platten Reifen neben einem Loewenrudel und einer uebel gelaunten Elefantenherde im Okavangodelta (Es wird gewildert!). Bis heute wuessten wir gerne, wer in Ruaha abends an unserer Zeltwand geschnueffelt hat und warum der Leo in Savuti (Botswana) unseren Gaskocher abgeschleckt hat…

Neben fantastischer Natur und faszinierender Tierwelt begegnet man auf so einer Reise einigen beeindruckenden Menschen. In Nairobi haben wir mit Steve Mwendewa einen jungen Studenten kennengelernt, der in Kibera mit dem KKTM eine Nonprofit-Organisation ins Leben gerufen hat, die sich den katatsrophalen Lebens- und Gesundheitsbedingungen in Afrikas zweitgroesstem Slum widmet. Steves ansteckende Visionen oder sein Optimismus und Einsatzwille haben uns tief beeindruckt. Wir bleiben in Kontakt!

Heldenstatus genießen bei uns ferner einige unserer Guides: hier natuerlich vor allem unser Elefantenfluesterer Stretch Ferreira aus Mana Pools oder John Kahekwa , der als Ranger im kongolesischen Virunga Nationalpark auf politisch unsicherem Terrain voller Idealismus seinem Beruf nachgeht und jede Bewegung eines Silberrueckens vorhersagen kann.

In Sachen Helden – last, but not least: unser Landy! Die treue Seele hat uns kein einziges Mal im Stich gelassen und genießt mittlerweile den Status eines Familienmitglieds. Waehrend der kompletten Reise mussten wir lediglich die Kardanwellen erneuern lassen und einen Stoßdaempfer austauschen. Durch das Geruckel auf den Pisten hat sich in Kenia mal ein Batteriekabel geloest, so dass wir morgens sportlich schieben mussten. Allerdings haben weder ein botswanisches Militaerfahrzeug noch die katastrophalen Straßenverhaeltnisse im Kongo oder in Westtansania dem „Kleinen“ etwas anhaben können. Auch im Tiefsand von Sandwich Harbour oder im Matsch Nordmosambiks sind wir nicht wirklich stecken geblieben. Definitiv unverkaeuflich!

Sehr schoene Abende hatten wir auch mit anderen Reisewuetigen. Mit Johan & Irene aus Luzern werden wir irgendwann noch mal auf Reisen gehen. Ganz sicher, egal ob mit oder ohne Wein :-) ! Gerne erinnern wir uns auch an Uli & Marianne, Bernd & Elke, Markus & Sonja, an Steffen, der „wo mim Farrrad underwegsch is“, an Ossi aus Tirol, Keith mit seinem Moped oder unsere 4 Hollaender im Feuerwehrauto, u.v.m. Toll war vor allem, dass wir immer wieder Besuch aus der Heimat hatten. Würden wir genau so gerne wiederholen! Schoen, dass Ihr da wart!

An Schwund haben wir zwei Spannungsumwandler, ein Handy, drei Paar Flip Flops, drei Autoreifen (beim naechsten Mal fahren wir „tubeless“!), sowie zwei Zelte zu verzeichnen. Eines der Zelte ist einem Sandsturm im sudanesischen Wad Madani zum Opfer gefallen, das andere haben die Paviane aus Meru auf dem Gewissen (Gestaenge durchgebrochen). Ueberhaupt haben wir noch eine Rechnung mit den Biestern offen, die uns nicht nur einen Haufen aufs Dach gesetzt, sondern uns auch mehrfach (South Luangwa, Livingstone, Selous, etc.) beklaut haben!

Zugegebenermaßen allerdings eine der charmantesten Arten, bestohlen zu werden und nur eine von vielen kleinen Dingen, an die wir uns gerne zurueckerinnern. Wir sind traurig, dass die Reise vorbei ist, dankbar und sehr gluecklich darueber, dass wir sie machen konnten und auch ein klein wenig stolz, dass wir den Weg geschafft haben. Zurueck in der Heimat genießt der Landy inzwischen eine wohl verdiente Erholungspause in einer alten Scheune, nachdem er uns beim Umzug in unsere neue Wohnung nochmals gute Dienste erwiesen hat. Inzwischen versuchen wir, uns an das deutsche Wetter und den hiesigen Alltagswahnsinn zu gewoehnen. Letzteres faellt uns noch etwas schwer, aber wir geben unser Bestes! Gut zwei Monate nach unserer Rueckkehr ist vor allem eines klar: gleich morgen wuerden wir am liebsten wieder im roehrenden Landy drauf los fahren und gedanklich traeumen wir schon von der naechsten Reise…. der Hunger ist immer noch groß!!!
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4 thoughts on Back home

  1. Liebe Lena
    Lieber Tobias
    Mein Mann war von Eurem Vortrag gestern wahnsinnig begeistert.
    So hab ich euch im Internet gesucht und gefunden.
    Eure Berichte und Bilder sind interessant und wunderschön.
    Da kommen Glücksgefühle auf.
    Ihr seid wirklich besonders und man merkt das die Bilder mit Herz fotografiert wurden.
    Macht doch bitte ein Buch daraus.
    Ich werde es sofort kaufen.
    Liebe Grüße
    Irmgard Treuling

  2. Hi Lena, Hi Tobias,

    ich bin zufällig auf Eure Seite gestoßen und habe (bis jetzt!) Eurer Resumee gelesen – das ist Euch sehr gut gelungen und natürlich beeindruckend was Ihr alles erlebt habt. Eine wahre Inspiration !!

    Liebe Grüße und gutes gelingen beim „wieder eingewöhnen“
    Joe

  3. Liebe Lena,Lieber Tobias!
    Willkommen back home!
    Danke,dass wir mit Euch mitreisen (wenn auch nur gedanklich) durften.Es war schon fast ein Ritual,zu schauen wo sie jetzt sind ,wie es ihnen geht ect.
    Danke auch für die grandiosen Fotos.
    Hoffentlich geht es Euch zu Hause gut und der Wiedereinstieg ist nicht allzu hart.!? Aber es gibt ja ein morgen!

    Liebe Grüsse
    A.uK. Holzner

    Ps.: (Wir haben Euch im Okt.2012 in Nata getroffen.Inzwischen steht unser Landcruiser in Windhoek und wir wandeln z.T. auf Euren Spuren.

    • Liebe Andrea, lieber Karl,

      vielen Dank! Wir freuen uns jetzt auf Eure Reiseberichte aus dem Süden! Grossartig, dass Ihr Euren Trip jetzt wirklich wahr macht! Lasst was von Euch hören!