Schlechtes Timing in Malawi

Schlechtes Timing in Malawi

Kaum sind wir nach Malawi eingereist, kündigt das Verfassungsgericht des südafrikanischen Landes an, seinen Richterspruch zur Präsidentschaftswahl binnen sechs Tagen zu veröffentlichen. Schlechtes Timing, denn nach der Präsidentschaftswahl im Oktober hatte es in Malawi wochenlang gewaltsame Proteste gegeben, nachdem man dem amtierenden Präsidenten Peter Mutharika Wahlfälschung vorgeworfen hatte. Etliche Wahlzettel waren mit „Tipp-Ex“ manipuliert worden.

Nach der Ankündigung des Verfassungsgerichts, die Rechtmäßigkeit der Wahl zu überprüfen und einem ausgerufenen Demonstrationsverbot hatte sich die Situation zwar seit Oktober wieder beruhigt. Jetzt aber rechnet man bei Bekanntgabe der Entscheidung mit tagelangen Streiks, Demonstrationen, Roadblocks und Plünderungen. Enttäuschte werde es auf jeden Fall geben. Und zwar unabhängig davon, ob das Gericht zu Gunsten der Regierung oder der Opposition entscheidet.

Was tun? Wir erleben Malawi auch auf dieser Reise als sicheres Reiseland mit einer sehr liebenswerten und freundlichen Bevölkerung und fühlen uns nicht eine Minute lang unsicher. Als Europäer wären wir auch bestimmt nicht die Zielscheibe des politischen Ärgers einer wütenden Menschenmenge. Aber wir müssen angesichts der Ereignisse im Oktober damit rechnen, einige Zeit lang an einem Ort „festzusitzen“, weil Straßen gesperrt oder unpassierbar sind. Also entscheiden wir uns dafür, das kleine Land möglichst schnell von Norden nach Süden zu durchqueren und Malawi vor der Bekanntgabe der Entscheidung des Verfassungsgerichts und nur sechs Tage nach unserer Einreise wieder zu verlassen.

Das ist für Michael, den wir am Mount Mulanje kurz vor unserer Ausreise beim Teepflücken treffen, schon schwieriger. Wie bei fast allen Malawiern ist seine Sorge spürbar, was nach der Bekanntgabe der Entscheidung des Verfassungsgerichts passieren wird. Michael ist wütend auf seinen Präsidenten: „Malawians are good people!“, aber Mutharika sei ein „Cheater!“ Dass Michael im christlich geprägten Malawi an einem Sonntag aufs Feld geht, ist ungewöhnlich. Da er keinen Stundenlohn erhält, sondern nach gepflückter Ware bezahlt wird, geht es heute anstatt in die Kirche aufs Feld. Denn: wer weiß schon, was morgen ist…

Eine kleine Malawi-Fotogalerie findet Ihr hier.

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