Nakulu

Nakulu

In Nordsambia platzen die Kindergärten und Schulen aus allen Nähten. Sambias Bevölkerung wächst jährlich um satte 2% und das Durchschnittsalter liegt bei gerade mal 17 Jahren (zum Vergleich: in Deutschland bei 47 Jahren). Neben den unzähligen Kindern, für die wir Langnasen DIE Attraktion sind, fällt vor allem auf, dass man kaum alte Menschen sieht. Bei einer Lebenserwartung von nur 51 Jahren ist es eine Seltenheit, mal einer „Nakulu“ (Oma) zu begegnen.

Auf dem Markt in Serenje treffen wir Judith (Foto): weit in die 70, wache Augen, schelmisches Lächeln, krummer Rücken. Judith finanziert sich ihren Lebensunterhalt durch ihren winzigen Marktstand, auf dem sie Erdnüsse verkauft. Der Rest der Ernte ist dieses Jahr eingegangen. „Zu viel Regen!“ erzählt sie uns. Während es in West- und Südsambia fast gar nicht geregnet hat, gab es im Norden und Süden Überschwemmungen. Der Effekt für die Ernte ist derselbe. Seit Jahren sei das Wetter unberechenbar.
Sambia ist eines der am härtesten vom Klimawandel betroffenen Länder in Afrika und das, obwohl es nur 0,04% der weltweiten Treibhausemissionen produziert. Das Wasserkraftwerk am Sambesi produziert wegen des Niedrigwassers zu wenig Strom, weshalb täglich mindestens 4 Stunden lang der Strom im Land abgestellt wird. Das treibt die Produktionskosten in die Höhe und viele Kleinbauern fällen heute lieber Bäume, um Holzkohle zu verkaufen, anstatt wieder eine spärliche Ernte einzufahren.

Judith quittiert das alles mit dem typischen afrikanischen Fatalismus, von dem wir so oft nicht wissen, ob wir ihn bewundern oder er uns fassungslos machen soll. Die Leidensfähigkeit der Menschen ist groß! Sambia ist trotzdem ein vergleichsweise stabiles afrikanisches Land mit einer absolut liebenswerten Bevölkerung und vielen Naturschönheiten, in das wir bestimmt nicht das letzte Mal gereist sind. Wir decken uns mit Erdnüssen ein, verabschieden uns von Judith und fahren über Mpika und Kasama zum Grenzübergang nach Zombe, wo wir Sambia verlassen und nach Tansania einreisen.

Mehr Sambiafotos findet ihr hier.

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