Mahale Mountains
„Don’t worry!“ beruhigt uns Raymond als das Alphamännchen „Primus“ sich seinen Weg zwischen uns hindurch bahnt. Wir sind auf Schimpansenpirsch in den Mahale Mountains und endlich sind unsere Versuche von Erfolg gekrönt. Ein gut hundert Höhenmeter steiler Aufstieg liegt hinter uns. Klettern, warten, lauschen, weiterklettern, wieder warten, wieder lauschen und wieder weiterklettern. Als wir nach drei Stunden immer noch nichts hören und fast schon aufgeben wollen, vernehmen wir doch noch das hysterische Geschrei der Tiere. Raymond nötigt uns zum Sprint und dann sind wir plötzlich umzingelt von Schimpansen.
Schimpansen sind unsere engsten Verwandten und leben in größeren Familienverbänden, die sich häufig gegenseitig bekriegen. Die in Mahale habituierte M-Gruppe umfasst derzeit 72 Individuen, die sich in kleinere Gruppen zersplittert. Seit den 60er Jahren wird ihr Verhalten von einer japanischen Wissenschaftlergruppe erforscht, wodurch sie an Menschenpräsenz gewöhnt sind. So sehr, dass Lenas schwarzes (!) Shirt den Trikottest von einem Schimpansenbaby überstehen muss und das Alphamännchen uns mit Slalomstangen verwechselt.
Vier Tage trekken wir mit Raymond durch den 1500m² großen Mahale Mountains Nationalpark, der wie eine Halbinsel in den Tanganyikasee ragt. Mahales Berghänge sind grün und fallen steil in den See ab, der Strand am Seeufer ist weiß und das Wasser superklar. Wir trinken täglich bis zu 5 Liter Wasser und schwitzen gefühlt doppelt so viel wieder aus und wenn wir abends völlig fertig in den Betten liegen, fragen wir uns, wie wir morgen wieder die steilen Berge hochkommen sollen. Aber sobald man die Tiere sieht, sind alle vorherigen Anstrengungen vergessen. Man spürt das Gewicht des Fotorucksacks und der durchgeschwitzten Klamotten nicht mehr und die eine Stunde (strikte Zeitvorgabe), die man die Tiere beobachten darf, geht viel zu schnell rum…
Organisatorisches (Stand 10/2019):
Seit Anfang dieses Jahres kann man mit dem 4x4 in die Mahale Mountains fahren. Es gibt eine 180 Kilometer lange Piste, die von Kigoma über Simbo zum Bilenge Headquarter in Mahale führt. Allerdings sind die letzten 40 Kilometer in sehr schlechtem Zustand und die Piste ab Katumbi Village sehr steil und eigentlich keine Piste mehr (nur Low Gear, teilweise mehrere Versuche). Ab dem Bilenge Headquarter oder vielleicht sogar besser ab dem Air Strip kann man sich mit einem Boot von TANAPA (Tanzania National Parks) abholen und zu den staatlichen Park Bandas (einfach, sauber, mit Gemeinschaftsküche) in Kasiha bringen lassen, wo auch das Chimp Trekking beginnt. Der TANAPA-Ranger Raymond Lusoma (Erstlächler, Sympath und guter Guide!) ist per What’s App über +255 68 603 3061 oder per Mail über raylusoma3@gmail.com zu erreichen (das offizielle TANAPA Park Office antwortet leider häufig nicht) und organisiert Bootstransfers von Katumbi oder Bilenge bis Kasiha.