Eldoret
Westlich von Tsavo verändert sich die Landschaft mit zunehmender Höhe dramatisch. Wenn man den Verkehr auf dem Mombasa-Nairobi-Highway überlebt hat, weicht die Savanne Zuckerrohrplantagen, Weizenfeldern und den Rift-Valley-Seen. Im westkenianischen Hochland fährt man durch Eukalyptus- oder Nadelwälder und Teeplantagen. Hier ist man weit entfernt von den touristischen Hotspots Kenias. Die Menschen leben überwiegend als Kleinbauern und begegnen uns mit freundlicher Neugierde. In Eldoret treffen wir Mary, die sich in jedem Bilderbuch als kugelrunde afrikanische Mami gut machen würde. Mary hält uns wegen unseres Kölner Nummernschildes für Kenyan Residents (Kenianische Autokennzeichen beginnen alle mit einem „K“). Weil wir aber aus „Germanyyy“ kommen, bekommen wir ein paar Maracujas geschenkt, damit wir Kenia in guter Erinnerung behalten.
Für unseren Aufenthalt in Kenia hatten wir ohnehin wenig Zeit eingeplant. Der exzessive Regen und die weiter bescheidene Wettervorhersage für alle Landesteile (selbst der wüstenhafte Norden bekommt reichlich aufs Dach) lassen uns aber die Entscheidung treffen, das Land noch früher als geplant zu verlassen. Klamme Schlafsäcke, ein pitschnasser Landy und völlig verschlammte Pisten sind auf Dauer kein Fest. Der Regen hat Millionen Insekten schlüpfen lassen, die uns abends die Stirnlampe verdunkeln und die ein oder andere Campsite ähnelt eher einem Sumpf ;-). Tsavo und Amboseli sind derzeit die einzigen Nationalparks des Landes, die noch einigermaßen zu bereisen sind, während die Masai Mara oder Buffalo Springs im Schlamm versinken.
So bestätigt unsere bisherige Reise das alte Sprichwort: „Always too little, always too much – that’s Africa!“: knochentrockenes Namibia, staubtrockenes Sambia, zu früher und ausgiebiger Regen in Tansania und jetzt eine Art Sintflut in Kenia. Hinter den ausgiebigen Regenfällen, die das östliche Afrika derzeit heimsuchen, steckt ein Wetterphänomen namens „Indian Dipole“ (auch als „Indian El Niño“ bezeichnet), bei dem die Meerestemperatur im westlichen Teil des Indischen Ozeans deutlich wärmer ist als im östlichen Teil. „Indian Dipole“ beschert Ostafrika Regenmassen (mehr Wärme bedeutet mehr Regen) und Australien Trockenheit und Buschbrände. Kenia hatte in den letzten Jahren mit Dürreperioden und Tonnen von angeschwemmtem Plastik an der Küste (Plastiktüten sind hier längst verboten) zu kämpfen. Von daher wird in der lokalen Presse ausgiebig diskutiert, ob es sich um ein natürliches Wetterphänomen handelt oder doch Folge des Klimawandels ist.
In Eldoret fängt es derweil wieder an zu schütten. Mary kauert sich wieder unter das Wellblechdach ihres Marktstandes und lässt sich ihre gute Laune durch das Wetter nicht vermiesen. „Bei Regen gehen selbst die Krokodile ins Wasser!“ meint sie und lässt ihr schallendes Lachen ertönen. Wir nehmen uns Mary zum Vorbild und fahren in Busia über die Grenze nach Uganda.
Keniafotos findet Ihr hier: